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editing - Bonko Karadjov
voice - Richard Dannenberg
composition - Julia Mihaly
camera - Bodo Korsig
lyrik - Scardanelli
© Bodo Korsig
2022

The three-part video installation ARRIVAL by Bodo Korsig combines the poetry of the Berlin writer Scardanelli, spoken by the Munich opera singer Bonko Karadjov and the sound of the Frankfurt composer Julia Mihaly.
Our earth is being destroyed more and more every day, be it through wars, the impossible, profit-seeking overexploitation of our planet, or the imprudence of people not willing to limit themselves and continue to cling to our affluent society.
If we continue to live like this, our grandchildren will no longer find a healthy and habitable planet.
How much more can the planet take?
About 70 percent of the earth's surface is covered by water. But today, hundreds of thousands of pieces of plastic waste float in every square kilometer of the oceans. Marine animals do not know plastic and consider it food.
Air pollution is one of the world's biggest health risks.
Researchers calculate that air pollution shortens people's lives by an average of nearly three years worldwide
Polluted air is harmful to health and increases the risk of cardiovascular and respiratory diseases.
Worldwide there are enormous expenditures for military and armament, but only a fraction is put into the environmental policy or energy policy.
A total of $1.96 billion was issued for military spending in 2020. For comparison, in 2021, investments in renewable energy worldwide will amount to around 340 billion US dollars.
Instead of funding the in the armaments industry, it would be better to put the money into civil projects of the century, such as determining the causes of hunger and flight, for training and for reducing social inequality. A reversal of current trends in armaments policy would free up resources to specifically address the real global problems (pandemic, climate change, poverty).

https://www.youtube.com/watch?v=b1EAZVk8VcI
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Bodo Korsig. Ankunft

2022, Video
5:15 min.
Editor, Sprecher I Bonko Karadjov Komposition I Julia Mihaly Kamera I Bodo Korsig
Lyrik I Scardanelli

In der dystopischen Literatur unserer Zeit werden immer wieder drei Wege be- schrieben, auf denen die Welt zugrunde gehen wird: durch die Zerstörung der Umwelt, den an der Natur betriebenen Raubbau sowie durch das Auftreten von Pandemien. Bodo Korsig, der sich in seinem Werk schon vielfach mit der Irrationalität menschlichen Verhaltens auseinandergesetzt hat, schafft in sei- ner gemeinsam mit Bonko Karadjov und Julia Mihaly realisierten Arbeit einen Totentanz der ganz anderen Art. Keine tanzenden Gerippe, keine mit dem Tod interagierenden Menschen treten auf. Vielmehr erscheint der Mensch hier selbst mittels seiner Technologien sowie der damit unmittelbar verbundenen Vorstellungen von der Beherrschung der Natur als Totengräber bzw. als Tanz- partner ›Tod‹.
Inszeniert wie auf einem dreiteiligen mittelalterlichen Altarbild zeigt uns der Künstler im zentralen Bildfeld der Videoarbeit blauschimmernde Quallen, die wie schwerelos durch ihr Habitat, das Wasser der Weltmeere, ›schweben‹. Sie werden passagenweise von ebenso als schwebend erscheinenden, doch Müll assoziierenden Plastikflaschen abgelöst oder überlagert. Flankiert werden diese Szenen von einer gespiegelten Ansicht eines Schlots, an dessen Ende ununterbrochen und in starkem Strom Gase abgefackelt werden. Fast schon ist ihr heißes Strömen hörbar. Bei vielen industriellen Prozessen anfallend, lassen sich diese hier als pars pro toto für die ambivalente Erfindungsgabe
des Menschen lesen. Sie stehen stellvertretend für das zerstörerische Energi- en freisetzende und die Potentiale der Natur nicht (wert-)schätzende Zeitalter der globalen Hochindustrialisierung. Feine Asche rieselt herab, stört im Video wie ein Bildschirmflimmern leicht die Ansicht der monumentalen Fackel und weist auf die möglichen apokalyptischen Effekte industrieller Vorgänge hin. Das Video startet und endet mit derselben, allerdings gegenläufig ablaufenden Sequenz. Hier vermehren sich Einzeller – es sind geklonte Bakterien – expo- nentiell und füllen den Bildraum schließlich unausweichlich aus. Aktuelle Pan- demien kommen einem in den Sinn – neben Raubbau und Umweltzerstörung einer der schon erwähnten modernen »apokalyptischen Reiter«.
Auf der Tonspur, mit der das Video unterlegt ist, wird begleitend ein Gedicht Scardanellis gelesen, des in Berlin ansässigen Dichters, der mit bürgerlichem Namen Torsten Preisser (*1964) heißt. Darin finden sich die Zeilen: »ich ruh- te dort in einer art erdgrab/ träumend ich sei adams kadmon/ der hier im sterben läge/ und war selbst dieser einmalige leib/ aus uralter legende ich einst lauschte/ wohl auf jenem stern der gehörte der angst/ der schönheit der unruhe dem blut«. Adam Qadmon benennt hier – mit Bezug auf die Kab- balla – stellvertretend den Menschen als den der ursprünglichen Schöpfung nachfolgenden zweiten Schöpfergott. Seine Schöpfungen – Technologien zur Weltbeherrschung und -veränderung – bleiben jedoch unvollkommen und erzeugen eine eigene, dämonisch-zerstörerische Energie. Erst der dritte Ab- schnitt der Schöpfung, in der Adam Qadmon selbst eine Phase der Regenera- tion und Reinigung (Katharsis) einleitet, führt zur Wiederherstellung der rei- nen Schöpfung. Bis dahin allerdings ›tanzt‹ der Mensch mit seinen eigenen Fähigkeiten – und er ›tanzt‹ mit der Möglichkeit seines eigenen Untergangs, dem eigenen Tod.

Stephan Brakensiek
© 2022 VG-Bildkunst, Bonn, für die abgebildeten Werke von Bodo Korsig.